Zubau: Dachkonstruktion im Detail

Ein Detail in der Dachkonstruktion beim neu errichteten Zubau möchte ich dir nicht vorenthalten. Denn da hat sich schon so mancher Fachmann bei der Einschätzung getäuscht. Also achtsam sein. Es ist nicht immer so, wie man im ersten Moment vermuten möchte. Wenn du das nächste Foto der Giebelseite betrachtest, kommst du nicht auf die Idee, dass in diesem Dachaufbau 25 cm Dämmung versteckt sind. Und gleichzeitig im Wohnraum die Sparren sichtbar sind. Wie wir das gemacht haben und aus welchem Grund kannst du in den nächsten Zeilen über die Dachkonstruktion lesen.

Meine Freude über den Zubau in Holzständerbauweise hast du als treuer Leser schon gelesen. Holz, ein wirklich sinnvoller Baustoff mit erheblichen Vorteilen hinsichtlich ökologischem Bauen und gesundem Wohnen. Der Zubau war anfangs als Wintergarten geplant. Ist aber dann ein vollständiger Wohnraum geworden. Im Süden und Westen haben wir große Fensterflächen eingebaut. Denn wir genießen hier einen einzigartigen Bergblick und die Sonne. Dies ist vor allem in den hier länger andauernden Wintermonaten relevant. Zusätzlich ist jetzt über der bestehenden Garage eine Terrasse nach Süden und Westen. Durch die Hanglage können wir von der Terrasse im 1. OG eben in den Garten gehen.

Was erwartet dich in diesem Blogartikel?

1. Meine Vorstellungen der Dachkonstruktion
2. Was wurde mit mit dem Zimmermeister besprochen?
3. Wie sieht das Detail der Dachkonstruktion aus?
4. Welche Materialien wurden bei der Dachkonstruktion verwendet?
5. Wieviel Mehraufwand ist die optisch schönere Lösung?
6. Tipp für den optimalen Zeitpunkt zur Durchführung der Arbeiten
7. Wie eigene Vorstellungen dein individuelles Zuhause bereichern?

1.Meine Vorstellungen der Dachkonstruktion

Ein wichtiges Detail beim Zubau ist für mich die im Wohnraum sichtbaren Dachsparren. Auch die darüber liegende Holzschalung sollte sichtbar sein. Ich könnte mir auch sichtbare Holzwände vorstellen. Die Wände im Zubau wurden in gemeinsamer Abstimmung mit dem Bauherren verputzt. Aber zurück zur Dachkonstruktion. Üblicherweise wird dann auf den sichtbaren Sparren das Dach mit der gesamten Dämmung aufgebaut. Das Ergebnis ist ein sehr hoher Dachaufbau. Die Giebelbretter müssen den hohen Aufbau abdecken. Optisch ist das nicht ansprechend. Ein weiterer Grund für meine Lösung ist eine mögliche Kältebrücke zu vermeiden. Denn die durchgehenden Sparren von innen nach außen haben bei der herkömmlichen Detaillösung keine weitere Dämmung. Die Sparren sind aus Holz. Und Holz ist grundsätzlich ein schlechter Wärmeleiter. Trotzdem wollte ich die Sparren mit einer Lage Hanfplatten dämmen.

Noch ein Detail ist mir wichtig. Nämlich keine sichtbaren Balken mit horizontalen Flächen an denen sich in schwindelnder Höhe Staub sammelt. Und ich will keine Zangen, welche die Sparren verbinden und in der offenen Dachuntersicht sichtbar wären.

2.Was wurde mit dem Zimmermeister besprochen?

Die Lösung des Problems brachte unseren Zimmermeister kurz zum Überlegen. Vorsichtig, auf die Gefahr der Ablehnung konfrontierten wir ihn mit unserem Wunsch. Er war nicht restlos begeistert. Weil er diese Lösung noch nie durchgeführt hat. Und weil ein Teil der Lösung nicht ganz der zimmermannmäßigen Ausführung entspricht. Vielmehr handelt es sich dabei um einfachen Ingenieurholzbau. Nachdem die betreffenden Arbeiten vom Bauherren selbst übernommen wurden, gab er grünes Licht für die Konstruktion. Er merkte aber noch an, dass sauberes Arbeiten (also mit sauberen Händen) notwendig ist. Da kein Mensch im Nachhinein Lust hat die sichtbaren Bretter über Kopf zu schleifen oder bürsten. Aus diesem Grund wurde die Schalung geschraubt und nicht genagelt. Denn die blanken Nägel verursachen vor allem schmutzige Hände. Was für ein Glück, dass wir einen Handwerker gefunden haben, der meinen Wunsch umsetzt.

3.Wie sieht das Detail der Dachkonstruktion aus?

Wie auf dem Foto gut ersichtlich haben wir 2 Sparren übereinander gelegt. Einen Sparren, den sichtbaren, mittels 2 teiligem Holzverbinder in der Firstpfette befestigt. Dieser endet in der Wandkonstruktion. Darüber wurde eine vom Wohnraum sichtbare Brandschutzschalung aus Fichtenholz angebracht. Über der Brandschtuzschalung wurde ganz einfach und bequem die fadenverstärkte Papierdampfbremse ausgelegt. Und darüber der zweite Sparren auf die Firstpfette zimmermannsmäßig angebracht. Dieser Sparren ist jetzt auch der von außen sichtbare Sparren.

Ebenfalls sehr bequem wurde die 20 cm Zwischensparrendämmung aus Hanffasern zwischen den Sparren angebracht. Es wurden 2 Platten mit je 10 cm stoßversetzt verlegt. Mehr über die verwendete Hanfdämmung findest du im Beitrag „Ökologische Dämmung für die Sanierung“ . Um das Holz der Sparren noch einmal zu Dämmen brachten wir noch 5,2 cm Aufdachdämmung in Form von Holzfaserdämmplatten auf. Dies wurde auch notwendig, um den Höhenunterschied zur von außen sichtbaren Dachuntersicht auszugleichen. Es fehlt jetzt nur mehr die Dachunterspannbahn, die Dachlatten und die Dachziegel. Ein Giebelbrett musste noch angebracht werden. Durch die gewählte Konstruktion ist das Brett entsprechend schmal und sieht optisch sehr schön aus.

4.Welche Materialien wurden bei der Dachkonstruktion verwendet?

Die Brandschutzschalung holten wir uns von einem Hobelwerk in Oberösterreich selbst ab. Eine Brandschutzschalung EI30 ist ein Profilbrett mit 40mm Stärke und genormter Doppelnut. Die Schalung bietet 30 min Brandwiderstand. Und kann im Dachausbau als Wohnraumdecke angebracht werden. Oder auf Grund der Stärke auch als Unterboden einer Galerie verwendet werden.

Das gesamte Bauholz für die Dachkonstruktion, sowie für den Zubau selbst wurde uns von einem Sägewerk im Ort geliefert. Fichtenholz zugeschnitten nach dem Holzauszug des Zimmermeisters.

Das Brettschichtholz holten wir ebenfalls selber in einem Holzbetrieb in der Steiermark selber ab. Unter Brettschichtholz (BSH) oder Leimbinder versteht man verleimte Brettlagen mit gleicher Faserrichtung. Die Firstpfette musste auf Grund der fehlenden Zangen und der statischen Berechnungen eine gewisse Dimension haben. Einen Baum mit diesen Ausmaßen fanden wir auf die schnelle nicht. Wir verwendeten dafür einen Balken aus Brettschichtholz mit 180mm x 480mm x 7000mm. Dieser wurde extra für uns angefertigt. Und war logistisch eine kleine Herausforderung. Das ist keine Dimension, die der Bauherr mit einem Bekannten transportieren kann. So ganz zufrieden bin ich nicht mit dem Brettschichtholz. Möglicherweise hätte es noch eine andere Lösung gegeben. Und hinsichtlich Ökobau und gesundem Wohnen wäre mir wichtig gewesen, auf das verleimte Holz zu verzichten.

Die Höhe der Firstpfette mit 480mm ist enorm. Optisch wurde die Pfette durch den sichtbaren Sparren verkleinert. Und von außen sieht es aus, als ob 2 Balken übereinander liegen würden. Es ist fast nicht zu erkennen, dass es sich um Brettschichtholz handelt.

1. Dachlatten Fichte 6×4 cm
2. Konterlattung Fichte 5×8 cm
3. Dachunterspannbahn
4. Aufdachdämmung Holzweichfaser 52mm, Dachuntersicht Brandschutzschalung 40mm
5. 1.Sparren Fichte 11x19cm, Zwischensparrendämmung 2 x 10cm Hanfplatten
6. Papierdampfbremse fadenverstärkt
7. Brandschutzschalung 40mm
8. 2.Sparren sichtbar 11x19cm

Info zur Verwendung der Konstruktionsdetails

Die Konstruktion ist ein, auf mein Haus und meinen Wünschen abgestimmtes Beispiel. Jede andere Anwendung muss auf die jeweiligen Gegebenheiten angepasst und von einem Fachmann überprüft werden. Bitte dies beim Lesen und Nachbau beachten.

5.Wieviel Mehraufwand ist die optisch schönere Lösung?

Diese Art von Konstruktion ist ein Mehraufwand bei der Errichtung. Wir benötigten die doppelte Anzahl an Sparren und die Holzverbinder. Genau genommen ist das um 1,7m³ mehr Fichtenholz. Das ist inkl. der Verbinder ein Materialwert von ca. € 1200,- Dann kommt noch die Arbeitszeit für das Einfräsen der Verbinder in die Sparren und in die Firstpfette. Diese Arbeiten hat der Bauherr übernommen. Andersherum sparen wir uns aber total ätzende über Kopf Arbeiten. Wie zum Beispiel Zwischensparrendämmung anbringen oder die Schalung befestigen. Nicht zu vergessen, dass auch noch die Dampfsperre sehr kompliziert angebracht werden müsste. Also insgesamt bin ich der Meinung, dass es eine gute Lösung für meine Wünsche ist. Und der Arbeitsfluß ist viel einfacher.

6.Tipp für den optimalen Zeitpunkt zur Durchführung der Arbeiten

Der Stolz des Bauherren ist, dass die gesamte Konstruktion während der Bauphase nie nass geworden ist. Dafür eignet sich ein stabiles Hoch im Herbst, der sogenannte Altweibersommer. Bei jedem Arbeitsschritt freute ich mich immer wieder, wie schön das werden wird. Ich ging in den Garten und betrachtete das Werk immer wieder aufs Neue. Obwohl ein langer Weg erst zum Ziel führt. Denn natürlich steckt auch in diesem Bauabschnitt sehr viel Eigenleistung drin. Unzählige einfache Arbeiten die wir gemeinsam vollbracht haben.

Schneelast in der statischen Berechnung hat in dieser Region seinen Sinn.

angeliquelivingantik

7.Wie eigene Vorstellungen dein individuelles Zuhause bereichern?

Eigene Vorstellungen umsetzen finde ich extrem wichtig. Nicht aus dem Standard wählen. Sondern über Lösungen und deren Auswirkungen nachdenken und umsetzen. Dann wird daraus ein individuelles Bauwerk, genau nach meinen Wünschen. Auch beim ersten „Geht nicht“ oder „So haben wir das noch nie gemacht“ nicht aufhalten lassen und weiter an der Lösung arbeiten. Informiere dich breit und frage den zuständigen Handwerker Löcher in den Bauch. Kombiniere das mit Hausverstand und deinen individuellen Lösungen steht nichts mehr im Wege. Ich finde das spürt man dann bei jeder Betrachtung des Bauwerks.

Berichte mir gerne über deine Erlebnisse hinsichtlich Detaillösungen nach eigenen Vorstellung bei der Sanierung oder beim Hausbau in den Kommentaren.

Vielen Dank für deine Zeit hier am Blog.

alles liebe angelique