Hinterlüftete Holzfassade – Details
Durch die hinterlüftete Holzfassade aus Lärchenholz entsteht mein Traumhaus aus Holz. Und so gestalte ich das langweilige Haus aus dem Jahr 1972 zu einem „Holzhaus“. Die Sanierung kann so unheimlich spannend sein. Eine Verwandlung, die eigentlich in Gesprächen niemand so recht nachvollziehen konnte. Trotzdem ließ ich mich von meinem Plan zum gemütlichen und natürlichem Haus mit Lärchenholzfassade nicht abbringen. An einer Holzwand angelehnt die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen. So stellte ich mir meine Sommerabende zuhause vor. Und jetzt ist es soweit [Luftsprung]
Wie der Hausherr und ich die Arbeiten für die hinterlüftete Holzfassade durchgeführt haben und auf was wir besonderen Wert legten, liest du in den folgenden Blogzeilen.
Was erwartete dich in diesem Beitrag?
- Entscheidungsgründe für die hinterlüftete Holzfassade
- Mein Tipp
- Was ist wichtig für die Haltbarkeit der Fassade aus Lärchenholz?
- Warum verwende ich unterschiedlich breite Bretter?
- Was bedeutet die rechte Brettseite?
- Wie wurden die Lärchenbretter befestigt?
- Welche Oberflächenbehandlung hat die Holzfassade?
- Kannst du die Holzfassade in Eigenleistung erstellen?
- Details zur Verarbeitung und Anbringung der Fassade
- Holz und seine Eigenschaften
1. Entscheidungsgründe für die hinterlüftete Holzfassade
- Holz ist ein Nachhaltiges Material aus der Umgebung mit einer neutralen CO2 – Bilanz.
- Ich bin ein Holzfan!
- Lärche ist sehr gut geeignet für die Anwendung im Außenbereich. Mehr über die Holzart Lärche.
- Die Konstruktion im Gesamten mit Unterkonstruktion und Dämmung ermöglicht eine ökologische Sanierung
- Holzfassaden, richtig ausgeführt, halten wesentlich länger als Putzfassaden oder Sichtbetonfassaden.
- Holz in seiner rohen Form ist grundsätzlich ein billiges Baumaterial.
- Die Arbeiten sind von uns vollständig in Eigenleistung durchführbar. Das ist natürlich ein entscheidender Vorteil hinsichtlich der Kosten.
Reisen der Inspiration für die leichtere Entscheidung
angeliquelivingantik Tipp
2. Reisen der Inspiration. Mein Tipp für die leichtere Entscheidung.
Entscheidungen in der Bauphase sind ja mitunter sehr schwierige und konfliktbehaftete Gespräche unter Bauherren. Ansichtsexemplare, also bestehende Häuser mit entsprechenden Details sind mir immer eine sehr gute Hilfe gewesen. Noch mehr als Recherche im Internet. Wir fuhren oft durch Neubausiedlungen oder sahen uns Bauernhäuser an um eine Vorstellung zu bekommen wie die Details kombiniert werden können. In meinem Fall ist auch ein Besuch im Freilichtmuseum sehr hilfreich gewesen.
3. Was ist wichtig für die Haltbarkeit der Fassade aus Lärchenholz?
Hinterlüftung
Eine dauerhafte Durchfeuchtung führt bei Holz zu Schäden und Verringerung der Lebensdauer. Kurzfristige Feuchtigkeit ist für das Holz kein Problem. Holz muss immer austrocknen können. Daher wird die Holzfassade idealerweise mit einer Hinterlüftung angebracht. Das bedeutet einen Luftspalt hinter den Brettern von min. 20mm. Dort kann die Luft ungehindert von unten nach oben durchströmen. Eventuell vorhandenes Kondenswasser oder von außen eingedrungene Feuchtigkeit kann schnell abtrocknen. Dies ist für eine langfristige Haltbarkeit der Fassade wichtig. Oben und unten sind entsprechende Öffnungen notwendig. Idealerweise sind diese Öffnungen, oder der Spalt zwischen Fassade und Wand (Altbestand) mit einem Gitter zu versehen. Damit zumindest der Großteil der Insekten ausgesperrt ist.
Schutz der Fassade
Ein ausreichender Dachvorsprung gehört zum konstruktiven Holzschutz und schützt die Fassade vor Witterungseinflüssen. Dieser ist sehr effektiv und sollte jedenfalls berücksichtigt werden. Zusätzlich sollte die Fassade vor Spritzwasser geschützt werden. Dies erreichst du durch einen min. 30cm großen Abstand vom Erdboden zur Unterkante der Fassade.
Holzstärke
Eine größere Dimension der Bretter (Breite und Stärke) bringt mehr Stabilität in die Fassade. Durch die Bewitterung (Sonne, Wind und Regen) wird Holzsubstanz abgebaut. Eine größere Holzstärke kann dem länger standhalten.
Senkrecht oder Waagrechte Bretter
Eine senkrechte Anbringung der Bretter ermöglicht ein schnelleres abfließen von Wasser. Und erhöht somit die Dauerhaftigkeit der Fassade.
Tropfkanten
An abgeschrägten Tropfkanten wird das Wasser gezielt zum Abtropfen gebracht. Somit wird verhindert, dass Wasser länger auf den Brettern stehen bleibt oder weiter nach hinten sickert.
4. Warum verwende ich unterschiedlich breite Bretter?
Ja du liest richtig, wir haben Holzbretter mit unterschiedlichen Breiten verwendet. Das wird bei neuer Anbringung von Holzfassaden eher selten durchgeführt. Für mich ergeben sich zwei entscheidende Argumente. Erstens wird das Holz so gut es geht ausgenützt. Die Bäume sind ja unterschiedlich dick und daraus entstehen unterschiedlich breite Bretter im Sägewerk. Wenn ich also verschieden Breiten verwende entsteht nicht so viel Verschnitt. Denn ich schneide nur weg, was unbedingt weg muss. Das ist zum Beispiel die Waldkante und der Splint. Und darüber hinaus werden die Bretter parallel geschnitten. Ein schonender Umgang mit den Ressourcen ist mir wichtig.
Und zweites ergibt sich für mich ein natürliches Bild. Es ist nicht alles plan und geradlinig. Das Leben nicht und die Fassadenbretter nicht. Unterschiedliche Breiten, Farben und Strukturen, das sind Eigenschaften die dem Menschen besser entsprechen. Letztendlich ist es aber Geschmackssache. An alten Holzfassaden lassen sich die unterschiedlich breiten Bretter beobachten. Und ich denke, der Werkstoff war zwar grundsätzlich vorhanden aber trotzdem kostspielig. Und deshalb wurde dieser so gut es geht ausgenützt. Auch aus ideologischer Sicht kann ich mich mit gleich breiten und oft sehr schmaler „Industrieware“ nicht anfreunden.
5. Was bedeutet die rechte Brettseite?
Es gibt bei Holzbrettern eine rechte und linke Seite. Die rechte Seite ist dem Holzkern zugewandte Seite. Und die gehört nach außen. Damit beim Schwinden und Quellen des Holzes keine Hohlräume in Verbindung mit den Deckleisten entstehen.
6. Wie wurden die Lärchenbretter befestigt?
Für die Befestigung der Bretter und Leisten empfehle ich rostfreie Schrauben aus Edelstahl. Verzinkte Schrauben sind nicht ausreichend. Meistens wird beim Verschrauben die Oberfläche verletzt. Bei Regen können dann Verfärbungen im Holz entstehen. Lieber in etwas teurere Schrauben investieren.
7. Welche Oberflächenbehandung hat die hinterlüftete Holzfassade?
Durch die natürliche sehr gute Dauerhaftigkeit von Lärchenholz verzichte ich bei meiner Fassade auf den chemischen Holzschutz. Ein Anstrich ist nicht notwendig. Außer du wünscht eine andere Farbgebung als das natürlich belassene Holz mit sich bringt. Mir ist bewusst, dass sich die Lärchenfassade in der Farbe verändern wird. Und zwar auch auf den jeweiligen Hausseiten unterschiedlich, je nach Himmelsrichtung. Andere Himmelsrichtung bedeutet andere Witterungseinflüsse. Auf die Qualität der Fassade hat diese Veränderung keine Auswirkungen. Es ist nur optisch und mit dieser Eigenschaft kann ich mich sehr gut anfreunden. Ich bin sogar schon sehr neugierig, wie sich das Lärchenholz auf meiner Fassade verändern wird. Und wünsche mir zumindest für die Südseite einen dunklen, braunschwarzen Ton mit goldenem Schimmer. Bei sehr alten Holzbauten habe ich mir diesen Farbton schon eingeprägt.
8. Kannst du die Holzfassade in Eigenleistung erstellen?
Für ein gesamtes Einfamilienhaus ist jedenfalls handwerkliches Geschick und fachliche Kompetenz Voraussetzung. Für ein kleineres Projekt, einer Gartenhütte zum Beispiel, ist es dem versierten Heimwerker möglich eine Fassade aus Holz herzustellen. Es sind auch einige Maschinen notwendig, die man nicht so einfach zu Verfügung hat. Kommt natürlich sehr stark auf den Ausstattungsgrad an Heimwerkermaschinen an. Einige Garagen sind ja top eingerichtet. Da komme ich oft aus dem Staunen nicht heraus.
Bauzeit ist auch Lebenszeit
angeliquelivingantik
Zeitfaktor
Ein ganzes Haus mit Lärchenbrettern zu verkleiden, benötigt sehr viel Zeit. Eine Auszeit zwischen zwei Arbeitgeber wurde hier vom Bauherren für die Eigenleistung am Haus geschickt genutzt. Diese Vorgehensweise spart schon sehr viel Geld und Zeit ist dann plötzlich auch vorhanden. Denn andernfalls bleiben ja nur die Abende und Wochenenden für die Baustelle. Und da natürlich nicht Jedes, da auch manchmal baustellenfrei im Kalender steht. Und das ist auch gut so. Schließlich ist die Bauzeit auch Lebenszeit.
9. Details zur Verarbeitung und Anbringung der Fassade
Bearbeitung der Lärchenbretter
Das Sägewerk lieferte uns Lärchenbretter 30mm ungesäumt. In der Tischlerei hat der Bauherr mittels Tischkreissäge die Bretter gesäumt. Die Breite der Bretter schwankt zwischen 15 und 40 cm. Unterschiedliche Breiten, je nach natürlicher Brettbreite wurden berücksichtig. In der Länge wurden die Bretter nicht bearbeitet. Da zu diesem Zeitpunkt noch nicht
eindeutig festgelegt war, wo genau das Brett dann auf der Fassade angebracht wird.
Vor Ort, also direkt bei den Arbeiten zur Fassade wurde dann jedes Brett der Länge nach angepasst. Zu diesem Zeitpunkt wurde dann auch der Platz an der Fassade für jedes Holzbrett bestimmt. Durch die unterschiedlichen Breiten sind größere Bereiche zu betrachten. Gestalterisch wurde hier immer wieder auf ein homogenes Gesamtbild geachtet.
Die Oberfläche der Bretter wurde mittels langsam laufender Poliermaschine und einer sehr speziellen Kunststoffbürste mit 10cm langen Borsten gebürstet. Darüber hinaus sägerau belassen und keiner weiteren Oberflächenbehandlung unterzogen.
Das untere Ende wurde jeweils mit einer Verzierung versehen. Das ist natürlich Geschmackssache und hier gibt es unzählige Möglichkeiten. Zum Anzeichnen machst du dir am Besten eine Schablone. Ausgeschnitten wird mit der Stichsäge. Den Schnitt mit der Handbandschleifmaschine nachbearbeitet. Die Kanten mit der Oberfräse 45° abgeschrägt.
Die Montage der Bretter erfolgt mit einem kleinen Zwischenraum, so dass ein Quellen und Schwinden ungehindert möglich ist.
Über diesen kleinen Spalt wurden die Deckleisten montiert. Die Deckleisten (60x20mm), ebenfalls sägerau haben an den Längskanten eine 45° Fase und
sind am unteren Ende zugespitzt.
Detailzeichnungen findest du in meinem letzten Blogbeitrag über die Unterkonstruktion.
Info zur Verwendung der Konstruktionsdetails
Die Konstruktion ist ein, auf mein Haus und meinen Wünschen abgestimmtes Beispiel. Jede andere Anwendung muss auf die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. Bitte dies beim Nachbau beachten.
Quelle vom Material
Lärchenholz aus dem Sägewerk
– Holz für Fassade: Lärche Tischlerware 30mm lufttrocken
– Holz für die Deckleisten: Lärche Tischlereiware 24 mm luftrocken
Schrauben aus dem Fachhandel
Ich bin kein besonderer Freund vom Baumarkt
- Schrauben für die Fassadenbretter: Holzschrauben mit Senkkopf A2 nicht rostend 5 x 60
- Schrauben für die Deckleisten: Holzschrauben mit Senkkopf A2 nicht rostend 5 x 90
mögliche ausführende Professionisten können sein:
- Zimmerei und Holzbaubetrieb
- Tischlerei (Schreinerei) Hier ist eine Spezialisierung auf Bautischlerei mit Massivholzverarbeitung empfehlenswert
10. Holz und seine Eigenschaften
Wichtig beim Wohnen und Leben mit Holz erscheint mir, die Eigenschaften des Holzes zu kennen und zu akzeptieren. Dann garantiere ich dir, dass dir Holz wenig Arbeit macht und dir ein Leben lang Freude bereiten wird. Diktierst du dem Holz Eigenschaften auf, die es von Natur aus nicht mitbringt, werdet ihr keine Freunde.
Wie ist deine Meinung über den Werkstoff Holz? Lass es mich wissen, ich bin neugierig!
alles liebe angelique
5 Comments
Hannes
Super schöne Umsetzung! Riesen Respekt, dann auch den Sinn für solche wunderschönen Details wie die Abschlüsse zu bewahren!
Beim Lesen habe ich mich gefragt, ob es technisch notwendig ist, die Bretter zu säumen und zu bürsten. Kann man sie auch unbesäumt (vielleicht nur entrindet) und sägerauh/ ungebürstet verarbeiten? Ich könnte mir gut vorstellen, die Deckleisten durch eine zweite „Lage“ Schalbretter (bzw. Fassadenbretter, wie Du sie nennst) zu ersetzen. Mit der unbesäumten Optik würde es recht „rough“ aussehen, aber auch viel Arbeit sparen. Hattest Du diese Variante auch mal im Sinn?
angelique
Lieber Hannes,
danke für deinen wertvollen Kommentar. Ungebürstet ist technisch kein Problem. Gatterspuren vom Schnitt im Sägewert sind dann eventuell sichtbar oder mehr sichtbar. Unbesäumt würde ich Lärchenholz nicht belassen. Das sogenannte Splintholz der Lärche , der helle, ehemalige saftführende Randbereich am Lärchenbrett, ist weniger dauerhaft und anfällig für Holzschädlinge. Daher möchte ich diesen Teil des Brettes nicht an der Fassade verwenden. Anstatt der Deckleisten ein Brett zu verwenden ist natürlich möglich. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die sich optisch unterscheiden und technisch in Ordnung sind. Vielleicht plane ich einen weiteren Beitrag mit verschiedenen Ideen für Lärchenholzfassaden.
liebe grüße angelique
Hannes
Das wusste ich noch nicht, klingt sehr sinnvoll! Danke! 🙂
Frank
Hallo Angelique,
eine sehr schöne Fassade hast du da gebaut. Eina fast gleiche habe ich an meinem Haus auch verbaut. Nun die Frage zur Holzseite.
Bevor ich begonnen habe, habe ich mit sehr viele Anleitungen durchgelesen und so wie du es hier beschrieben hast die rechte Holzseite nach aussen verbaut.
Die Fassade ist jetzt ein dreiviertel Jahr am Haus also einen Winter und diesen Sommer.
Ich habe aber das Gefühl das die Bretter in genau die gegenseitige Richtung „schüsseln“ also schwinden wie überall beschrieben. Wenn ich das Brett mit der Kernseite nach oben lege stehen also die Ränder auch nach oben also es „schüsselt“ zur Kernseite.
Ich habe alle Bodenbretter auch nur auf einer Seite verschraubt um dem Holz die Freiheit zu geben zu arbeiten. Da aber die Leiste das Bodenbrett zur Unterkonstruktion also zur Wand hin drückt, bekommen die Bodenbretter Risse. Ich dachte das man genau das vermeiden will.
Wenn das Holz also wie beschrieben von der Kernseite weg „schüsselt“ hätte ich ja keine Risse da sich das Bodenbrett zur Mitte hin wölbt.
Leider kann man keine Bilder einpflegen die dies besser veranschaulichen würden.
Ich bin auch kein Holzprofi oder habe irgendeine Ausbildung außer die aus dem Internet. Vielleicht bringe ich auch hier etwas durcheinander und die Risse entstehen aus einem anderen Grund.
Ich würde mich auf jeden Fall über eine Antwort freuen um wieder etwas dazu zu lernen. Denn ich liebe den Holzbau.
liebe Grüße
Frank
angelique
Lieber Frank,
vielen Dank für deine Rückmeldung und deiner Schilderung der Situation zur Holzfassade. Vorweg eine Ferndiagnose ist natürlich schwierig und Holz manchmal ein sehr „umfangreicher“ Werkstoff.
Bei der Konstruktion hast du eigentlich alles richtig gemacht. Die Kernseite „wölbt“ sich, wenn die Bretter trocknen. Umgekehrt „schüsselt“ sich die Kernseite wenn die Bretter feucht werden.
Daher wäre meine Vermutung, dass die Bretter zu trocken (eventuell technisch getrocknet für den Innenraum) waren. Oder bei deinen Brettern handelt sich nicht um „Seitenware“ sondern um ein
„Mittelbrett (Halbrift)“ d.h. die Jahresringe verlaufen etwas anders. Das erkennst du an der Stirnseite des Brettes. Anders verlaufende Jahresringe verändert das Schwund- und Quellverhalten.
Risse können immer wieder entstehen und kleinere Risse sind auch kein Problem. Wenn das Holz einige Jahre luftgetrocknet und bereits einige Jahre am Platz der Verarbeitung gelagert wird ist
das die beste Vorbereitung für das Material. Auch die Dicke der Bretter spielt eine Rolle, je dicker desto stabiler ist das Ganze.
Du kannst mir gerne Bilder auf office@wieser-antik.com senden.
liebe grüße angelique